Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

1867 Lasker für Twesten. Braun für Micgquel. 63 
Anderungen in gesetzwidriger Weise verbietet. Sogar ein 
parlamentarischer Veteran wie Bockum-Dolffs, früher der 
Führer einer in der Conflictszeit einflußreichen Partei, hatte 
sich in jene wunderbare Schwurtheorie verbissen, und ein 
katholischer Caplan erklärte unter Mißbrauch eines Bibelworts: 
was hülfe es mir, wenn ich die ganze Welt gewänne, und 
Schaden nähme an meiner Verfassung? 
In ganz anderer Weise verständig und wirksam redete 
der jüngste Virtuose in Deutschlands parlamentarischem Or- 
chester, der von hier an zu einer großen Führerstellung empor- 
steigende Eduard Lasker. Im Wesentlichen sprach er nach 
Twesten's Sinn, unter Anerkennung der allgemeinen Structur 
des Verfassungsentwurfs, jedoch mit der sich Waldeck an- 
nähernden Bemerkung, daß zwar jetzt die Majorität der Klein- 
staaten im Bundesrathe unbedenklich sei, bei dem Eintritt des 
Südens aber durch eine neue Einrichtung Preußens Über- 
gewicht für alle Zukunft gesichert werden müßte. Twesten's 
Forderung eines allseitigen Budgetrechts des Parlaments ver- 
stärkte er dann noch durch weitere Begehren sonstiger im 
Entwurfe nicht erwähnter parlamentarischer Privilegien. Wie 
er zu Twesten, stellte sich darauf der Nassauer Braun zu 
Migquel, indem er die Streitfragen über die Rechte des Reichs- 
tags zwar im liberalen Sinne erwähnte, zugleich aber die 
preußischen Particularisten an ihre Pflicht, dem deutschen 
Gemeinwohl Opfer zu bringen, erinnerte, das Hauptgewicht 
seiner Rede auf die nationale Seite legte, und das Verhält- 
niß zu den Südstaaten ganz in Miquel's Sinne mit vielfach 
verstärktem Ausdruck erörterte. Es wäre, führte er aus, ein 
schwerer Irrthum, wenn wir jetzt schon bei dem Süden den 
Wunsch zum Eintritt voraussetzten; im Gegentheil, je eifriger
	        
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