Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

1867 Bismarck's Stellungnahme. 65 
sei groß genug, sie dazu zu zwingen. Aber die Grundlage 
unseres Verhältnisses soll nicht die Gewalt sein, weder den 
Fürsten noch dem Volke gegenüber; sie soll das Vertrauen 
zu der Vertragstreue Preußens sein, und dies Vertrauen 
darf nicht erschüttert werden, so lange man uns die Ver- 
träge hält. 
Mit noch größerer Energie wandte Bismarck sich dann 
gegen die Einwendungen von particularistischer Seite, ins- 
besondere gegen die preußischen Abgeordneten, welche bei jeder 
— auch jeder gesetzmäßigen — Anderung des preußischen 
Verfassungsrechts die Ablehnung der hier mit den Vertretern 
von 30 Millionen Deutscher vereinbarten Verfassung durch 
den preußischen Landtag in Aussicht stellten. Ganz dasselbe 
Recht wie der preußische hätte jeder der 21 Landtage, jeder 
der 21 Fürsten der kleinern Staaten. Was würden Sie 
sagen, wenn einer derselben hier erklärte, er werde sein Veto 
gegen die Bundesverfassung einlegen, wenn dieser oder jener 
Rechtssatz sich nicht darin vorfände? Glauben Sie wirklich, 
rief er, daß die großartige Bewegung, die im vorigen Jahr 
die Völker vom Belt bis an die Meere Siciliens, vom Rhein 
bis an den Pruth zum Kampfe geführt hat, zu dem eisernen 
Würfelspiel, wo um Königs= und Kaiserkronen gespielt wurde, 
daß die Millionen deutscher Krieger, die gegen einander 
gekämpft und geblutet haben, daß die Tausende und aber 
Tausende von Gebliebenen und der Seuche Erlegenen, die 
durch ihren Tod diese nationale Entscheidung besiegelt haben, 
mit dem Beschlusse eines Landtags zu den Acten geschrieben 
werden können? Dann stehen Sie wirklich nicht auf der 
Höhe der Zeit, sondern Sie machen sich eine vollständig 
unmögliche Situation. 
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. VI. 5
	        
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