1867 Rouher. Jules Favre. 77
Beklemmung gewesen, doch habe die Vermittlung, zu der sie
sich rasch entschlossen, jeden wünschenswerthen Erfolg gehabt.
Über die jetzigen Bestrebungen der Regierung hüllte er sich
in vorsichtiges Schweigen: wenn aber Thiers, sagte er, besorgt
sei, daß Preußen demnächst die Hand nach der Eroberung
von Holland oder Süddeutschland ausstrecken werde, so wolle
er hiemit erklären, daß Preußen in dieser Beziehung die
bündigsten Zusicherungen gegeben habe; sollte es einmal
davon abgehn, so würden Frankreich und England ihm
energisch darthun, daß die Zeit thörichter Ehrsucht vorüber sei.
Mochte der französische Minister noch so scharf gegen
Thiers auftreten, mochte er über französische Annexionspläne
schweigend hinweggehn: was Preußen betraf, machte auch er
kein Hehl aus dem patriotischen Kummer über dessen Heran-
wachsen und aus dem bestimmten Entschluß, die Verschmel-
zung von Nord= und Süddeutschland nicht zu gestatten. Von
Ollivier's nationalen Sympathien war er so weit wie möglich
entfernt.
Gegen diese erhob sich auch aus den Reihen der Oppo-
sition ein weiterer kräftiger Widerspruch.
Jules Favre stimmte in der Bekämpfung jeder kriegeri-
schen Politik und folglich auch des neuen Militärgesetzes voll-
ständig mit Thiers überein; wie dieser erklärte er Bismarck's
Annexionen für eine ruchlose Gewaltthat und die Vollendung
der deutschen Einheit für eine schwere Schädigung Frankreichs.
Aber für die Abwendung dieser preußisch-deutschen Gefahr
meinte er ein besseres Heilmittel als Thiers' große Allianz
vorschlagen zu können. Man hat uns gesagt, rief er, in
Deutschland sei der Drang zur Einheit unaufhaltsam. Nun
wohl, in diesem großen Lande gebe es ohne Zweifel einige