80 Die ersten Wochen des Reichstags. 1867
Gegen Preußen hatte sich auf allen Seiten das Gegen-
theil nachbarliches Wohlwollens gezeigt. Nicht einmal die
ruhige Zulassung der bisherigen preußischen Erfolge war
ohne Widerspruch geblieben; bis auf den einzigen Ollivier
waren Minister und Volksvertreter einig in der Erklärung,
in Deutschland nicht einen Schritt über den Nikolsburger
Frieden hinaus ohne Compensation zu dulden. Die preußi-
schen Großsprecher und die deutschen Einheitsschwärmer sollten
es sich gesagt sein lassen.
Von einer solchen Wirkung war nun bei dem deutschen
Reichstag nicht das Geringste zu spüren. Man fühlte sich
bei dem Einheitsstreben zu sehr in gutem Rechte, um das
französische Übelwollen dagegen eigentlich ernst zu nehmen,
und meinte auch stark genug zu sein, wirkliche Feindseligkeit
sofort niederzuschlagen. So dachte man viel mehr an die
Regelung der innern Freiheitsfragen, als an die drohenden
Mienen einer Nachbarmacht. Es war beinahe ein Zufall,
daß am 18. März die Verhandlung des Reichstags eine
Wendung nahm, welche die auswärtigen Beziehungen streifte.
Es handelte sich um Artikel 1 des Verfassungsentwurfs,
welcher die Staaten aufzählte, die sich zu dem Norddeutschen
Bunde vereinigten. Dagegen erschien zunächst ein Protest
der polnischen Abgeordneten aus der Provinz Posen, und
ein anderer der dänischen aus Nord-Schleswig, die sich kraft
ihrer Nationalität dagegen verwahrten, in einen deutschen
Bund einzutreten. Nach einer langen, mehrmals sehr hitzig
geführten Erörterung über beide Fragen erhob sich ein
sächsischer Demokrat Namens Schraps, um zu rügen, daß
in jenem Verzeichniß der Bundesstaaten ein echt deutsches
Land, das Großherzogthum Luxemburg, fehle. Bei dem