Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

1867 Reichstagsdebatte über Luxemburg und die Südstaaten. 81 
jetzigen System werde Deutschland immer kleiner; nachdem 
man Osterreich abgetrennt, blieben die süddeutschen Staaten 
draußen, und jetzt werde auch im Nordwesten die Verbindung 
mit Luxemburg, und dadurch mit Niederland, zerrissen. 
Bismarck erwiderte, er freue sich des Anlasses, hier öffentlich 
den gehässigen und thörichten Gerüchten entgegen zu treten, 
daß Preußen Annexionsgelüste gegen Niederland im Sinne 
trage; bekanntlich habe Niederland längst gewünscht, wenigstens 
Limburg aus dem deutschen Bunde heraus zu ziehn; Preußen 
habe also nach dem Zerfall des alten Bundes keine Auf- 
forderung zum Eintritt in den neuen an den König gelangen 
lassen; ebenso wenig sei von dort eine entsprechende Meldung 
gekommen. Preußen habe nichts begehrt, auf nichts ver- 
zichtet, sei aber so weit wie möglich von jedem Gedanken 
an Beeinträchtigung der Selbständigkeit Niederlands entfernt. 
Darauf ergriff Herr von Carlowitz das Wort, um wieder 
auf die Klage über Luxemburg zurückzukommen; freilich dürfe 
man den Großherzog nicht zum Bundesfürsten machen, da 
er zugleich König von Holland sei, und man die Schädlichkeit 
fremder Souveräne als Mitglieder im alten deutschen Bunde 
hinreichend kennen gelernt habe. Aber das Land gehöre zu 
Deutschland und sei jetzt bedroht, in die Hand eines auch 
für Deutschland sehr gefährlichen Nachbars zu fallen. So- 
dann fand der Redner, wenn er auch nicht auf den sofortigen 
Eintritt der Südstaaten dringen wollte, es doch sehr mißlich, 
daß dieselben nicht einmal wie im alten Bunde verpflichtet 
seien, keine Bündnisse gegen die Sicherheit Deutschlands zu 
schließen; wenn z. B. Würtemberg heute sich mit Frankreich 
verbündete, so wäre das zwar abscheulich, aber sein formelles 
Recht dazu unleugbar. Er hoffe also, daß der vielgewandte 
v. Sydel, Begründung d. deutschen Reiches. VI.
	        
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