1869 Franz. Industrie u. engl. Regierung gegen Napoleon's Pläne. 91
mächtigen Fabrikanten ihren Einfluß mit der liberalen Oppo-
sition zu dem Wahlruf: Friede nach Außen und verantwort-
liche Minister im Innern. Die gesammte unabhängige Presse
erklärte, daß Belgien nichts gethan habe, als was jede Re-
gierung in seiner Lage thun würde. Wenn Preußen eine
wichtige Bahn im Elsaß kaufen wollte, würde Frankreich das
zulassen? Die radicalen Blätter waren der Meinung, daß
der ganze Streit nur eine Maske sei; nicht den belgischen
Bahnen, sondern der liberalen belgischen Verfassung wolle
man in Wahrheit zu Leibe.
Nicht hoffnungsreicher als im eignen Lande sah es für
Napoleon's Pläne bei den Mächten aus. Die Unterhandlung
über den Dreibund zeigte unerwartete Schwierigkeiten. In
England tobte die öffentliche Meinung gegen jede Antastung der
belgischen, von Europa sanctionirten Neutralität. Napoleon's
Freund, Lord.Clarendon, war jetzt Minister des Auswärtigen;
er vermied jedes drohende Wort, um dem Kaiser den Rückzug
nicht unmöglich zu machen. Aber kein Mensch hatte einen
Zweifel, daß England einen Gewaltschritt gegen Belgien nicht
ruhig hinnehmen würde. Und endlich erhob sich die schwer-
wiegende Frage: im Falle eines Bruchs, was wird Preußen
thun? welcher der streitenden Mächte wird es seine Sym-
pathie zuwenden?
Bismarck war für's Erste der Meinung, daß es wegen
des Eisenbahnhandels zu einem Bruche nicht kommen dürfe.
Was an Preußen läge, solle geschehen, um bei keiner der
beiden Parteien kriegerische Neigungen emporwachsen zu lassen.
Das damals so thatenscheue England solle nicht glauben,
Preußen in den Kampf verwickeln zu können, um dann selbst
im Hintergrunde zu bleiben. Und Frankreich solle sich nicht