1869 Preuß. reservirte Haltung. Napol. versöhnt sich m. Belgien. 93
nach den Umständen handeln. Es war ganz sicher die für
die Erhaltung des Friedens richtigste Politik. Durch sein
Schweigen dämpfte er die Kriegslust beider Parteien, ohne
einer von ihnen Grund zur Beschwerde zu geben, und trug
schließlich das allgemeine Lob für Preußens so heilsam wirkende
Haltung davon.
Nach alledem hatte Napoleon keinen Zweifel mehr. So
schmerzlich es war, er mußte sich zum Rückzug entschließen.
Statt eines diplomatischen Triumphs hatte er einen neuen
Fehlschlag erlebt; er mußte es hinunter würgen, wenn die
Pariser sich erzählten, daß dem Kaiser nichts mehr gelinge.
Er befahl, daß Frere-Orban's letzter, bereits abgelehnter Vor-
schlag ihm noch einmal vorgelegt werde. Er fand jetzt, daß
derselbe sich in der Hauptsache zur Grundlage für die tech-
nische Erwägung der Bahninteressen durch eine gemischte
Commission eigne. Der belgische Staatsmann wurde zu ihm
geladen und von der neuen Wendung in Kenntniß gesetzt.
Je rauher bisher der Staatsminister gegen Frere-Orban auf-
getreten war, desto unmöglicher war nach des Kaisers nach-
giebiger Entschließung seine fernere Theilnahme an der Ver-
handlung, und an seiner Stelle verständigte sich Marquis
Lavalette mit Frere-Orban am 27. April über ein Protokoll,
worin die Kaufverträge vom 31. Januar aufgegeben wurden,
und eine nach vierzehn Tagen zu bildende gemischte Commission
die Bestimmung erhielt, auf Grund der von Frere-Orban
vorgelegten Denkschrift billige Entschädigung für die Ostbahn
und möglichste Erleichterung des Eisenbahnverkehrs zwischen
beiden Ländern zu verabreden.
Damit war der Anfangs so bedenklich aufflammende poli-
tische Hader geschlichtet. Die Arbeiten der gemischten Commission