1869 Der Dreibund gelangt nicht zur Bestätigung. 99
bestürmten die Italiener, sich mit diesem kaiserlichen Worte
zu begnügen, und nach mehrfachem Hin= und Herschreiben
brachte Vimercati aus Florenz Ende Mai die italienische
Einwilligung. Triumphirend berichtete Vitzthum an Beust:
die einzige wahre Schwierigkeit war Rom; wir haben sie
durch Geduld überwunden. Am 4. Juni ging er befriedigtes
Sinnes nach Brüssel zurück.
So waren die Diplomaten über den Dreibund einig
geworden, und die Urkunden gelangten jetzt an die Souveräne
zur Unterzeichnung. «
Den Erwartungen Napoleon's entsprach das Werk nicht
vollständig. Wohl erschien ihm die Vorstellung imposant,
daß in diesem Bunde hundert Millionen Katholiken durch
Einen Willen gelenkt würden, aus welcher Äußerung dann
auch erhellt, wie sich durch die lange Beschützung Roms sein
eigenes Bild in seinen Augen gestaltet hatte. Für Friedens-
zeiten war der feste Zusammenschluß dieser Millionen ohne
Zweifel sehr erfreulich; leider wurde er gerade für schlimme
Tage, wo er am Werthvollsten gewesen wäre, durch die
Vorbehalte der beiden Mächte in bedenklicher Weise pro-
blematisch. Noch im Juni zeigte sich dies in grellem Lichte.
Menabrea wagte, nachdem er sich über die Stimmung der
übrigen Minister erkundigt hatte, zur Zeit es nicht, ihnen
den Bündnißentwurf mitzutheilen, und so mußte die königliche
Bestätigung einstweilen verschoben werden. Als es Napoleon
gemeldet wurde, legte er seinerseits die unvollzogene Urkunde
mit großer Gemüthsruhe bis auf Weiteres zurück. Seit
einigen Wochen bedrängten ihn heißere Sorgen aus dichterer
Nähe: am 23. Mai hatten die allgemeinen Neuwahlen für
den gesetzgebenden Körper, und mit ihrem Ergebniß eine
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