1867 Marx's Theorie vom Mehrwerth. 123
Weiter aber: die neue Rockform findet solchen Beifall,
daß der Schneider zur Erledigung aller Aufträge zehn Lohn-
arbeiter annimmt. Nach dem ehernen Lohngesetz gewinnt er
sie für einen Tagelohn, der dem Minimum des dort erforder-
lichen Lebensunterhalts entspricht. Sagen wir fünf Mark.
Er gibt ihnen das Tuch, das Arbeitsgeräth, die erforderlichen
Weisungen, legt sich dann auf sein Sofa und sieht zu, daß
sie fleißig arbeiten. Abends spät sind die zehn Roöcke fertig,
am folgenden Tage abgeliefert und bezahlt. Wie stellt sich
jetzt die Rechnung?
Einnahme 600 Mk. Auslagen für Tuch und Geräth
400 Mk. Gewinn oder Mehrwerth 200 Mk.
Davon erhält jeder Arbeiter fünf, die Arbeiter zusammen
50 Mk. Es bleibt für den nicht arbeitenden Meister ein
Betrag von 150 Mk., dreißig Mal so viel wie jeder
Arbeiter, drei Mal so viel wie die Arbeiter zusammen em-
pfangen.
Er hat das Geld, um die Arbeitsmittel gelegentlich
wohlfeil anzukaufen, die Arbeiter liefert ihm das Lohngesetz
unter allen Umständen zu wohlfeilstem Preis. Die mensch-
liche Arbeitskraft, die Schöpferin jedes Mehrwerths, sinkt in
Folge des stets übermäßigen Angebots selbst tief unter den
Tauschwerth ihres Productes herab.
Setzen wir nun an die Stelle der kleinen Schneider=
werkstatt mit zehn Gehülfen eine große Fabrik mit mehreren
hundert Arbeitern, mit einem Maschinenbetrieb, der in jeder
Stunde das Erzeugniß der Handarbeit verzehnfacht, vielleicht
verhundertfacht, so wird es deutlich, wie der Fabrikherr mit
raschen Schritten durch die Aneignung des Erzeugnisses seiner
Arbeiter mühelos zum Millionär wird, während die täglich