130 Communistische Bewegung. 1869
die sämmtlich die Politik aus ihrem Wirken entfernt hielten
und nur auf dem Boden der bestehenden Gesellschaftsordnung
für die materiellen Interessen der Arbeiter wirken wollten,
wurde ferner erklärt: die politische Bewegung ist unentbehrlich
zur ökonomischen Befreiung der Arbeiter; die sociale Frage
ist untrennbar von der politischen, und ihre Lösung nur
möglich im demokratischen Staat.
So war der weltbürgerliche Communismus zum ersten
Male in Deutschland öffentlich von einer großen Genossen-
schaft als ihr politisches Glaubensbekenntniß verkündet worden.
Die Wirkung zeigte sich bald als sehr bedeutend. Als Bebel
und Liebknecht im folgenden Jahre auf den 7. August einen
allgemeinen deutschen socialdemokratischen Arbeitercongreß nach
Eisenach beriefen, erschienen neben ihren Anhängern auch die
Lassalleaner, allerdings in starker Minderheit, mit 110 Vereins-
delegirten, während die Communisten 262 Vereinsdelegirte,
angeblich Vertreter von 150 000 Arbeitern, zählten. Es kam
aber sehr bald auf's Neue zum Bruch. Die Lassalleaner
traten wieder aus, und die beiden Parteien tagten in geson-
derten Localitäten. Die glänzenden Aussichten, welche das
Nürnberger Programm den Arbeitern eröffnet hatte, waren
zum Magnet für große Massen geworden. Immerhin fand
es Liebknecht auch jetzt noch nicht rathsam, ganz offen mit
der Sprache herauszugehn, theils im Hinblick auf die leider
noch bestehende Macht der Polizei, theils aus der Sorge,
etwas schwache Gemüther unter den Genossen abzustoßen.
So begann dieses Mal das Programm mit dem Satze: die
socialdemokratische Partei in Deutschland erstrebt den freien
Volksstaat; vermieden wurde die Bezeichnung der Partei als
einer communistischen, und das Wort Republik als Name