1868 Ankündigung eines preußischen Deficits. 151
Was jetzt seine Aufmerksamkeit fesselte, war kein Gegen-
stand so idealer Art, sondern eine sehr prosaische und sehr
reale Schwierigkeit, die augenblickliche Finanznoth Preußens
und des norddeutschen Bundes.
Der preußische Landtag wurde im Jahre 1868 am
4. November durch eine Thronrede eröffnet, worin der König
zunächst das Deficit, sodann die Reform der Provinzial= und
Kreisverfassung im Sinne der Selbstverwaltung, und schließ-
lich die Aussicht auf dauernden Frieden in Europa besprach.
Die drei Themata standen in bestimmter Verbindung mit
einander. Die Selbstverwaltung begehrte, wie es in Han-
nover und Kurhessen bereits geschehn, eine anständige Dotation
der übrigen Provinzen, ohne daß dadurch für das Staats-
budget erhebliche Ausgaben erspart worden wären. Das
Vertrauen auf den europäischen Frieden aber war seit dem
Luxemburger Handel noch nicht wieder hergestellt; Frank-
reichs Armeereform, seine wiederholten Erinnerungen an den
Prager Frieden, jetzt die Spannung im Orient und die Sorge
über Belgien ließen die Gemüther in der Welt der großen
Geschäfte nicht zur Ruhe kommen, Industrie und Handel
geriethen in immer tiefere Stockung: wir haben gesehn, wie
sich daraus in Frankreich ein politischer Umschwung großes
Styls entwickelte; in Deutschland war wenigstens ein schwerer
Druck auf die Einnahmen des Staats die Folge. Finanz-
minister von der Heydt legte am 6. November das Budget
für 1869 vor, mit einer Denkschrift, welche einen Ausfall
von 5,2 Millionen nachwies. Im Jahre 1866 sei zwar das
Gleichgewicht des Etats nicht gestört worden, aber die Unter-
brechungen des gewerblichen Verkehrs durch den Krieg hätten
ihre Nachwehn bei den neuen Kriegssorgen auch in das