1868 Oppositionelle Beschwerden. 153
Unwille gegen den Grafen Eulenburg, wegen seiner Lang-
samkeit und feudalen Tendenzen in Sachen der Verwaltungs-
reform, welche Stimmung er dann bei mehreren Posten seines
Etats schmerzlich zu empfinden hatte, sodann gegen den
Cultusminister Mühler wegen seiner starren Orthodoxie und
arger Knauserei bei der Behandlung der Volksschule; während
man mehrere Forderungen Eulenburg's gestrichen, zürnte man
Mühler, daß er nicht höhere gestellt habe. Der Justizminister
Leonhardt erregte bei der Budgetdebatte einen gewaltigen
Sturm durch die unumwundene Erklärung, eine gestrichene
Ausgabe dennoch machen zu wollen, ließ sich dann aber zu
einem annehmbaren Vergleich bestimmen. Um so größern
Beifall fand er, als er die Vorlage einer neuen Hypotheken-
Ordnung für Preußen mit einer Rede begleitete, worin er
die Nothwendigkeit einer Einheit des nationalen Rechts für
ganz Deutschland darlegte und die Hoffnung aussprach, daß
das eben eingebrachte Gesetz, sobald es in Preußen an-
genommen sei, zur Herrschaft nicht bloß im norddeutschen
Bunde, sondern auch im Süden des Mains gelangen
würde.
Die sonstigen Verhandlungen über specielle preußische
Fragen liegen außerhalb des Rahmens unserer Darstellung:
es mag nur noch ein Antrag von Freiconservativen und
Nationalliberalen erwähnt werden, den Reichstag und den
preußischen Landtag in der Weise zu verschmelzen, daß die
preußischen Mitglieder des Reichstags zugleich auch den Land-
tag bilden sollten. Bismarck lehnte den Gedanken ab, weil
damit der König das Recht verlieren würde, den Landtag
aufzulösen, da der Reichstag sich eine partielle Auflösung
nicht würde gefallen lassen, weil ferner das preußische Herrn-