154 Parlamentarische Kämpfe. Erfolge der Regierung. 1869
haus in der Verfassung des Bundes keine Stelle finden
könnte, und weil die Zahl der zur Annahme eines Mandats
bereiten Bürger sich in Preußen stark vermindern würde,
wenn man nicht ein, sondern immer nur zwei Mandate zu-
gleich, und damit doppelte Arbeit übernehmen müßte. Der
Antrag wurde darauf nicht weiter verfolgt.
Nach der Annahme des Budgets schloß die Sitzung am
6. März 1869.
Schon zwei Tage vorher, am 4. März 1869, hatte
König Wilhelm die diesjährige Session des Reichstags er-
öffnet, mit einer Thronrede, welche der Versammlung eine
lange Reihe von Verträgen und Gesetzen zur Prüfung vor-
legte, zugleich aber auch hier die im preußischen Landtag
gegebenen Erklärungen wiederholte, daß es nöthig sei, für
die Deckung der Ausfälle der Bundescasse und damit für
Verminderung der Matricularbeiträge zu sorgen, und daß
der europäische Friede jetzt nach der glücklichen Lösung der
orientalischen Spannung völlig gesichert erscheine, weil ihn
zu stören, den Regierungen die Absicht, den Feinden der
Ordnung aber die Macht fehle.
Gleich vom ersten Tage an zeigte es sich, daß die finanzielle
Frage im Mittelpunkte aller Bestrebungen und Interessen
stehn und für die weitere Richtung der deutschen Politik ent-
scheidend sein würde. Um bald zu dieser Hauptsache zu ge-
langen, beschränken wir uns über die gesetzgeberische Thätig-
keit der Session auf die nothwendigsten Angaben.
Eine Reihe von Postverträgen, sowie von Verträgen
über den Schutz litterarischen Eigenthums wurden von dem
Reichstag ohne Debatte genehmigt. Mit patriotischer Be-
geisterung aber, welcher Bennigsen warme Worte lieh, wurde