196 Eindringen klerikaler Tendenzen in die franz. Regierung. 1870
und Erleichterungen; betonte, daß der gestiegene Ertrag der
indirecten Abgaben einen sicheren Beweis für den ebenso
gestiegenen Wohlstand des französischen Volks gebe, und
schloß mit einer glänzenden Schilderung des Jahrhunderts,
in dem zu leben eine stolze Freude sei, da Regierungen und
Völker für die Erhaltung des Friedens schwärmten, Amerika
die Sclaverei abschaffte, Rußland die Leibeigenen befreite, in
Rom das Concil weise Beschlüsse erwarten lasse, überall die
wachsende Civilisation die schönsten Früchte bringe. Es war
eine in vollem Wohlklang dahinströmende Rede, die sich aller-
dings von jeder sachlich greifbaren und bindenden Ankündi-
gung vorsichtig entfernt hielt. Während dann der gesetzgebende
Körper noch einige Wochen lang mit der Prüfung beanstandeter
Wahlen beschäftigt war, erneuerte Ollivier die Verhandlung
mit dem linken Centrum und brachte sie zum Abschluß,
indem er mehrere Reformbegehren desselben sich aneignete
und die Zusammensetzung des neuen Ministeriums dahin ver-
einbarte, daß außer den bisherigen Vertretern des kaiserlichen
Hauses, des Kriegs und der Marine acht Abgeordnete, und
zwar vier aus dem rechten Centrum, Ollivier (Justiz), Talhouet
(öffentl. Arbeiten), Louvet (Handel), Richard (schöne Künste),
und vier vom linken, Graf Daru (Auswärtiges), Buffet
(Finanzen), Chevandier de Valdrome (Inneres), Segris (Unter-
richt) eintreten sollten. Die politisch charakteristischen und
entscheidenden Ressorts hatte, wie man sieht, das linke Cen-
trum überwiegend für sich behauptet. Hierauf bewilligte der
Kaiser den bisherigen Ministern die erbetene Entlassung und
forderte den Abgeordneten Ollivier auf, die Personen anzu-
geben, die mit ihm ein gleichartiges, die Mehrheit des gesetz-
gebenden Körpers genau bezeichnendes und im Sinne des