1870 Erzherzogs Albrecht Feldzugsplan. 205
eindringen; damit wäre Süddeutschland vom Norden abge-
trennt, während zugleich der Rest des französischen Heers die
Saar hinabgehend sich in dem Rheinlande ausbreite und eine
französische Flotte mit dänischen Truppen besetzt eine Landung
an der Ostseeküste ausführe. Napoleon hörte schweigend zu,
bat aber um schriftliche Mittheilung des Plans. Der Erz-
herzog bemerkte weiter, er sei von der Voraussetzung des im
vorigen Jahre besprochenen Dreibunds ausgegangen; nach
Allem was er in Frankreich gesehn, halte er sich verpflichtet,
dem Kaiser die Überzeugung auszusprechen, daß die französische
Armee, selbst wenn sie alle Truppen aus Algerien an sich
zöge, ohne Verbündete zu schwach zu einem Kriege mit Deutsch-
land sei. Napoleon war selbst nicht frei von einer solchen
Sorge, sagte jedoch, ohne weiter auf den Feldzugsplan ein-
zugehn, dem Erzherzog, er werde ihm demnächst einen Ad-
jutanten nach Wien schicken, mit allen Etats, diese würden
ihm hoffentlich eine bessere Meinung von dem französischen
Heere beibringen. Seinerseits hielt Napoleon die Lage offen-
bar nicht für so gespannt, wie der Erzherzog, denn er ver-
wahrte den Feldzugsplan, ohne ihn sonst jemand mitzutheilen,
oder ihn bei seinem Generalstab zur Berathung zu bringen
auch von der Sendung eines Adjutanten war nach der Ab-
reise des Erzherzogs für's Erste keine Rede.
Empfindlicher als Napoleon zeigten sich seine Minister,
so nachdrücklich auch ihre Programme, ihre Friedensliebe be-
zeugt hatten. Auf die erste Nachricht von der Berliner Ver-
handlung sprach Daru in Anwesenheit mehrerer Diplomaten
sein Befremden darüber aus, daß Bismarck gegen Lasker's
Antrag sich nicht auch auf den Prager Frieden bezogen
habe, welcher Badens Aufnahme verbiete. Dies kam in die