Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Siebenter Band. (7)

1870 Verhandlung über den St. Gotthard-Tunnel. 231 
geschnappt hätte: freilich hatte die Schweiz schon 1865 zuerst die 
französische Regierung um eine Geldunterstützung angegangen, 
war aber abschlägig beschieden worden. Das wurde ihr nun 
von Rednern der Linken mit scharfem Tadel vorgehalten, die 
Gefahr der Concurrenz der Gotthardbahn für die französischen 
Linien in lebhaften Farben ausgemalt, vor Allem aber die 
Vortheile für die preußische Eroberungssucht der Phantasie 
der Hörer vorgeführt. In einer Nacht, rief Keratry, kann 
Preußen dann ein Heer von Mainz nach Venedig werfen, 
während wir zwischen Rhein und Alpen eingeschlossen sind. 
Der Kriegsminister belehrte ihn, Preußen bedürfe vier Tage, 
um 25000 Mann von Mainz nach Verona zu bringen, 
während Frankreich unterdessen eine ganze Armee von Lyon 
nach Verona befördern könne; auch würde es sehr leicht sein, 
in einem solchen Fall die badische Bahn an mehreren Stellen 
zu zerstören. Auch Gramont redete in gleichem Sinn und 
erklärte es vor Allem für zweifellos, daß die Schweiz auch 
für die Gotthardbahn ihre Neutralität aufrecht halten und 
keine Truppensendungen dort zulassen würde. Die Dar- 
legungen der Minister waren so entschieden, daß, als Ferry 
jene Besorgnisse noch einmal vorgebracht hatte, und Gramont 
sich zur wiederholten Abweisung erhob, die Kammer ihm 
durch Schlußantrag die überflüssige Rede abschnitt. 
Hier hatte die französische Regierung nachdrücklich für 
den Frieden gewirkt. In derselben Woche vollzog sich ein 
anderes Ereigniß, weniger geräuschvoll, aber für die Kreise, 
denen es bekannt wurde, noch mehr geeignet, sie in derselben 
Richtung festzuhalten. 
Napoleon hatte, so lange Daru Minister des Auswärtigen 
war, jenen Feldzugsplan des Erzherzogs Albrecht ebenso
	        
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