Als sich in dem tiefen Friedensstande, der im Frühling 
1870 über ganz Europa ausgebreitet war, plötzlich eine 
Streitigkeit erhob, die binnen zwölf Tagen zwei große Nationen 
zu einem Kriege von beispiellosen Ergebnissen und colossalen 
Opfern entflammte: da fragte die Welt, wer es gewesen, der 
eine solche Erschütterung veranlaßt habe, zu unerhörtem Sieges- 
ruhme hier und furchtbarem Unheil dort. Die Meinungen 
traten sich scharf entgegen und haben auch jetzt, nach mehr 
als zwanzig Jahren, es zu keiner Verständigung gebracht. 
In Frankreich ist es noch heute die überwiegende An- 
sicht, Bismarck, militärisch trefflich gerüstet und durch innere 
Verlegenheiten gedrängt, habe den Wunsch gehabt, den Kaiser 
Napoleon zur Kriegserklärung zu verleiten: durch eine weither 
angelegte Intrigue habe er das französische Ehrgefühl plan- 
mäßig verletzt, der Kaiser aber, obwohl unzulänglich ge- 
waffnet, sei mit elender Dummheit in die wohlberechnete Falle 
gegangen. 
In Deutschland hat von Anfang an die Überzeugung 
geherrscht, daß der in Paris verkündete Kriegsgrund nichts 
als ein fadenscheiniger Vorwand gewesen, um den Hader