1869 Salazar's Vorschläge, Februar 1869. 24
Schwiegersohn, den Erbprinzen Leopold von Hohenzollern-
Sigmaringen, der alle erforderlichen Eigenschaften in sich
vereinige: Festigkeit, Klugheit, Rechtschaffenheit, im besten
Mannesalter von 35 Jahren stehe, in glücklicher Ehe mit
Kindern gesegnet, nicht ultramontan), aber ein rechtgläubiger
Katholik sei.
Diese Vorschläge gingen aus der Denkschrift in ver-
schiedene Zeitungen über und wurden, wie man denken kann,
lebhaft besprochen?). Ende März 1869 erfuhr der französische
Botschafter in Berlin, Graf Benedetti, daß sein früherer, kürzlich
nach Wien versetzter spanischer College Rances einen fünftägigen
Besuch in Berlin gemacht und in dieser Zeit zweimal eine
längere Unterredung mit Bismarck gehabt hatte. Sofort er
wachte bei ihm der Argwohn, es könne sich um die Erhebung
des Prinzen Leopold auf den spanischen Thron gehandelt
haben; er suchte also, da Bismarck in Varzin war, den
Unterstaatssekretär von Thile auf, erhielt aber, wie er am
31. März 1869 berichtete, von diesem die Antwort, er habe
1) Neukatholisch, sagte man in Spanien.
) Lauser (spanische Geschichte 1, 219) will von dem spanischen
Diplomaten Marcoartu erfahren haben, daß ein Verwandter Napoleon's
damals, März 1869, dem Kaiser die Candidatur des Prinzen Leopold
vorgeschlagen habe: allein die Kaiserin habe es verhindert, da ihre
frühere Freundschaft für Hohenzollern sich in Haß verwandelt habe,
nachdem ein von ihr betriebenes Heirathsproject durch den Fürsten
von Rumänien abgelehnt worden war. Durch die Angaben in dem
Tagebuche des Königs Karl von Rumänien über seinen Besuch in
Paris, Herbst 1869, und über die Aufnahme seiner Heirath durch
Napoleon, sowie durch die Briefe der Frau Cornu und die Äußerungen
der Kaiserin gegen den rumänischen Geschäftsträger in Konstantinopel
(Deutsche Revue, November 1893) wird Marcoartu's Erzählung höchst
unwahrscheinlich. Jedes Wort des Tagebuchs zeigt den Fortbestand
der vertrauten Freundschaft zwischen Napoleon und den Hohenzollern.
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. VII. 16