1869 Ablehnung der Candidatur durch Fürst Karl Anton. 243
Anton nach Düsseldorf gelangen, ob Prinz Leopold auf ein
Angebot der Krone eingehen würde.
Das Ergebniß war eine trockene Ablehnung: der Fürst,
König Wilhelm und Bismarck waren darüber gleicher
Meinungt#.
Unterdessen war Graf Benedetti zu irgend einer Be-
sprechung nach Paris berufen worden. Er erzählte bei dieser
Gelegenheit dem Kaiser seine Verhandlung mit Thile, be-
merkte jedoch, daß dieser nicht immer in Bismarck's Geheim-
nisse eingeweiht sei, so daß er demnächst den Minister selbst
direct anzugehen beabsichtige. Napoleon war damit einver-
standen und erklärte ihm: die Erhebung Montpensier's wäre
antidynastisch nur gegen mich gerichtet, ich könnte sie also
zulassen, die Candidatur Hohenzollerns aber wäre wesentlich
antinational, das Land ertrüge sie nicht (wir bemerken, daß
er an dieser Stelle keine eigene Meinung ausspricht, sondern
eine populäre Stimmung bezeichnet), man muß sie also ver-
hindern. Dem entsprechend ertheilte der Minister dem Bot-
schafter die Weisung, sich mit Bismarck zu benehmen, jedoch
seine Sprache stets so einzurichten, daß jeder Schein ver-
mieden würde, als wenn Frankreich Händel suche.
Nach Berlin zurückgekehrt, berichtete Benedetti am
11. Mai, Bismarck habe keinen Anstand genommen, sich auf
die Sache einzulassen, und gleich erklärt, bei der völligen
Unsicherheit der spanischen Verhältnisse würde der König,
wenn die Cortes dem Prinzen die Krone anböten, ihm ganz
sicher nicht rathen, sie anzunehmen, und derselben Meinung
sei auch Fürst Anton, wie er, Bismarck, das spositiv wisse.
ä) Ugl. Benedetti, ma mission p. 807 ff. und 881.
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