1870 König Wilhelm dagegen. Bismarck dafür. 253
Gesandtschaft in Madrid den Auftrag, die Frage in Berathung
zu ziehn!). Als Familienhaupt berief er die Hohenzollern'-
schen Herrschaften zur Erwägung, was zu thun sei, wenn
einmal das Angebot der spanischen Krone an den Prinzen
Leopold erfolgen sollte. Wie es früher und später bei
Familienfragen von geringerer Wichtigkeit häufig geschehen
ist, zog er den vertrautesten seiner Rathgeber, den Grafen
Bismarck, zu den Besprechungen hinzu. Hier blieb nun der
Prinz bei der schon 1869 mehrmals an den Tag gelegten
Abneigung. Den Standpunkt des Königs haben wir eben-
falls schon im Jahre 1866, und dann im Frühling 1869
bereits kennen gelernt. Er läßt sich dahin bezeichnen, daß
er entsprechend dem Hausgesetze die völlige Willensfreiheit
des Prinzen in dieser Sache anerkannte; wenn aber der Prinz
seinen Path begehre, so würde er bestimmt gegen das Unter-
nehmen sein, es wäre denn, daß der Prinz einen entschiedenen
innern Beruf dazu fühle!).
Unter diesen Umständen wäre die Frage sehr schnell er-
ledigt gewesen, wenn nicht Bismarck sich im entgegengesetzten
Sinne ausgesprochen hätte. Über seine Motive bin ich in
der Lage, einiges Nähere zu berichten. Am Wenigsten be-
stimmte ihn dazu ein feindseliger Gedanke gegen Frankreich,
oder gar der Wunsch, hier ein Mittel zu gewinnen, um
Frankreich zu einer voreiligen Kriegserklärung zu reizen. In
noch geringerem Grade als Prim glaubte man in dieser
Versammlung an einen entschiedenen Protest oder gar eine
1) Benedetti p. 333.
2:) Bgl. die Mittheilung des eben aus Ems zurückgekehrten Baron
Werther an den französischen Minister bei Hahn a. a. O. S. 318,
sowie die briefliche Kußerung Wilmowski's, Deutsche Revue, Januar
1894, S. 5.