Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Siebenter Band. (7)

1870 Bismarck's Krankheit. Ablehnung des span. Antrags. 255 
stände, die Regierung sichere Kraft gewonnen habe, und der 
Eintritt eines tüchtigen Monarchen einen dauernden Erfolg 
hoffen lasse. Ubrigens könne man ja über die Festigkeit der 
spanischen Zustände noch weitere Erkundigung vor dem end- 
gültigen Beschlusse einziehn. 
Wenn Bismarck eine Frage mit Ernst und Ausdauer 
erörterte, so pflegte er, wie die Welt weiß, starken Eindruck 
zu machen. Allein dieses Mal verfiel er vor dem Abschluß 
der Besprechungen einem lästigen Unwohlsein, ging Mitte 
April nach Varzin und erkrankte dort so heftig, daß ihm für 
längere Zeit jede Theilnahme an den politischen Geschäften 
versagt blieb. Mit seiner Entfernung verlor in dem Familien- 
rath die dem spanischen Wunsche günstige Ansicht ihre Ver- 
tretung; der König und der Erbprinz verharrten in ihrer 
ablehnenden Haltung und sandten um den Anfang des Mai 
ein Telegramm für Prim an die preußische Gesandtschaft 
nach Madrid"), worin der Entschluß des Prinzen, auf ein 
etwaiges Angebot nicht einzugehn, bestimmt erklärt wurde. 
Der König betrachtete damit die ihm widerwärtige Sache als 
abgethan für immer. Bismarck, Ende Mai nach Berlin zu- 
rückgekehrt, konnte daran nichts ändern, schrieb aber an Prim, 
der dringend auch von ihm eine Antwort verlangte, tröstend 
und auf eine vielleicht bessere Zukunft verweisend, die Can- 
didatur sei eine treffliche Sache, die man im Auge behalten, 
aber nicht mit der preußischen Regierung, sondern mit dem 
Prinzen verhandeln müsse . 
1) Prim's Rede in der Sitzung der Cortes 11. Juni. Das Datum 
nach einer mündlichen Mittheilung Bernhardi's, damals Militär-Attache 
bei der preußischen Gesandtschaft in Madrid. 
) Gramont, la France et la Prusse a. a. O. Passé et Présent, 
p. 88. Chaudordy hat auch von diesem Briefe vernommen, gibt aber
	        
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