1870 Verhandlung ohne Wissen des Königs. 259
dem Madrider Akademiker Lauser, so hat es mir später Herr
von Bernhardi bestätigt, mit der Bemerkung, daß man auf
der preußischen Gesandtschaft seit Salazar's erster Schrift
die ganze Combination für ein unbedachtsames Abenteuer
Prim's gehalten habe. Welchen Candidaten nun Prim für
die Zukunft im Sinne habe, darüber mochte außer Prim's
Mitwissern jeder Hörer seine Vermuthung bilden, ob noch-
mals Hohenzollern, ob einen bayerischen oder österreichischen
Prinzen, darüber enthielt die Rede keine Andeutung. Von
zwei Personen wird man mit Sicherheit annehmen können,
daß sie keinen Gedanken an einen neuen Versuch bei
Hohenzollern hatten, von dem König Wilhelm, welcher
die dreimalige, und von dem Kaiser Napoleon, der jetzt
wenigstens eine zweimalige Ablehnung kannte und noch dazu
vernommen hatte, daß ohne seine Zustimmung die Hohen-
zollern einen solchen Antrag gar nicht in Erwägung ziehen
würden.
Aber schon drei Tage nach seiner Rede fertigte Prim
am 14. Juni den jetzt mit allen Vollmachten der spanischen
Regierung versehenen Salazar nach Sigmaringen ab. Dieser
fand die Stimmung der Herrschaften erheblich zu Spaniens
Gunsten verändert. Wodurch? muß ich dahin gestellt lassen.
In Berlin wurde gleich nachher erzählt, Fürst Karl Anton
sei schließlich doch zu der Ansicht gekommen, ein König von
Spanien habe eine schönere Stellung in der Welt als ein
preußischer Stabsoffizier. Oder hätten Bismarck's politische
Erwägungen bei den Conferenzen im März, damals von dem
Erbprinzen zurückgewiesen, bei weiterem Nachdenken ihm die
Annahme der Krone als patriotische Pflicht erscheinen lassen?
Wie dem auch sei, dem Andringen Salazar's setzte er nur
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