Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Siebenter Band. (7)

268 Der Verzicht des Prinzen von Hohenzollern. 1870 
war er von der Unbesiegbarkeit des französischen Heeres und 
von deren Anerkennung durch alle Welt so gründlich über- 
zeugt, daß er bei König Wilhelm und Bismarck nach einer 
ernsten Kriegsdrohung feindlichen Trotz für ganz undenkbar, 
wohl aber eine reuige Unterwerfung Preußens unter die 
Gebote der muthigen und genialen Diplomatie Frankreichs 
für äußerst wahrscheinlich hielt. Allerdings, käme es dennoch 
anders, wäre Bismarck verblendet genug zum Widerstande, 
dann würde der französische Kanonendonner über Deutschland 
dahin rollen müssen. 
Ohne Zeitverlust schritt er an das Werk. 
Unmittelbar nach dem Empfang der beiden Telegramme 
am 3. Juli beauftragte er, da Benedetti beurlaubt war, den 
Geschäftsträger Le Sourd in Berlin, die preußische Regierung 
über die Candidatur zu interpelliren. Wir erfahren, sagte 
er, daß Prim durch eine Deputation dem Prinzen von Hohen- 
zollern die spanische Krone angeboten, und dieser sie an- 
genommen hat. Wir können nicht ohne Überraschung einen 
preußischen Prinzen nach dem spanischen Throne streben sehn. 
Wir würden uns freuen zu hören, daß das Berliner Cabinet 
dieser Intrigue fremd ist; für den entgegengesetzten Fall will 
ich heute nur bemerken, daß der Eindruck sehr übel wäre; 
reden Sic in diesem Sinne. 
Als er dies telegraphirte, hatte er Mercier's Bericht 
noch nicht erhalten. Er wußte also noch nicht, daß der 
Prinz bereits angenommen hatte, setzte es aber ebenso un- 
bedenklich voraus, wie ein nie dagewesenes Streben des 
Prinzen nach der spanischen Krone. 
Schlimmer aber war sein zweiter Schritt an demselben 
Tage, bei demselben Mangel sicherer Kunde über die Sach-
	        
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