Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Siebenter Band. (7)

1870 Preußen erklärt, mit der Sache nichts zu thun zu haben. 271 
gewesen: eine Erklärung seiner Genugthuung über Thile's 
amtliche Versicherung, daß das preußische Cabinet der Sache 
fremd sei; ein höflicher aber bestimmter Ausdruck der Über- 
zeugung, daß die Candidatur mit Frankreichs Interessen 
unvereinbar sei und unter den gegebenen Umständen die 
öffentliche Meinung in Frankreich auf gefährliche Art reizen 
würde; hienach der Wunsch, daß die preußische Regierung, 
deren Einfluß auf den Hof von Sigmaringen außer Zweifel 
stehe, vermittelnd einwirken, oder sich einverstanden erklären 
möge, daß die Sache einer Conferenz der Großmächte zur 
Beurtheilung vorgelegt werde. 
Bei der uns bekannten Gesinnung des Königs und des 
Prinzen wäre damit die Candidatur sofort erledigt gewesen. 
Allein, was Gramont gestern eine erfreuliche Nachricht 
genannt hatte, Thile's Erklärung über Preußens Nicht- 
betheiligung an der Candidatur, war heute eine planmäßige 
Lüge, eine höhnende Antwort, das Bestreben eines ertappten 
Intriguanten, seine Schuld in Dunkel zu hüllen und jede 
Erörterung derselben zu vermeiden. Es schien ihm unter 
seiner Würde, die Correspondenz mit dem preußischen Cabinet 
fortzusetzen. Statt dessen sandte er an den in Ems seiner 
Kur lebenden König ein drohendes Wort. Als der preußische 
Botschafter Baron Werther, ein alter Bekannter des Ministers 
aus der Wiener Zeit, sich von ihm verabschiedete, um dem 
König in Ems aufzuwarten, forderte ihn Gramont nach- 
drücklich auf, dem Könige die Gefahr der Lage vorzustellen; 
denn nimmermehr werde Frankreich an seinen Grenzen einen 
Zustand dulden, der seine Sicherheit verletze. 
Am 5. Juli erscholl der vom Constitutionel angegebene 
Ton aus der Pariser Zeitungspresse mit verstärktem Wider-
	        
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