274 Der Verzicht des Prinzen von Hohenzollern. 1870
Schwierigkeit machen würde, die unliebsame Candidatur
auf diplomatischem Wege zu beseitigen; vor Allem würde er
sich gehütet haben, die allgemeine Gunst des Auslandes
durch unbesonnene und herausfordernde Schritte zu ver-
scherzen.!) Aber bei Gramont war für eine so einfache
Überlegung kein Raum. Im Gegentheil: alle Mächte, dachte
er, sind auf unserer Seite, also vorwärts mit doppelter
Energie, um die von Preußen versuchte Beleidigung zu
strafen. Gleich am 6. Juli trat im Laufe des Vormittags
der Ministerrath unter dem Vorsitze des Kaisers zusammen,
um die amtliche Erklärung auf die Interpellation Cochêry
festzustellen.
lber den Verlauf seiner Erwägungen liegen verschiedene
Angaben vor, die wir hier kurz wiederholen müssen.
Gramont erklärte der parlamentarischen Untersuchungs-
commission von 1872, daß in seinem Entwurf der Erklärung
der letzte, den Krieg drohende Satz nicht gestanden habe,
daß er im Ministerrathe hinzugefügt worden sei, und daß
er, Gramont, die so gefaßte Erklärung wörtlich genau in
der Kammer vorgetragen habe.))
Er also, muß man folgern, habe mehr als die übrigen
Mitglieder des Kronraths, in friedfertiger Weise vorgehen
wollen. Nach dem unglücklichen Ausgang des Kriegs hat
1) Gramont sagt, dies sei für ihn unmöglich geworden dadurch,
daß Preußen erklärt habe, sich auf keine Unterhandlung einzulassen.
Daß Thile's Antwort an Le Sourd dies nicht enthält, liegt auf der
Hand; Gramont beruft sich denn auch hauptsächlich auf ÄAußerungen
des preußischen Botschafters in London und verschweigt, daß diese
erst später, auf Grund einer Bismarck'schen Weisung vom 8., gethan
wurden.
„) Dépositions I. 910, 91.