1870 Napoleon will friedlichen, Gramont kriegerischen Ton. 277
an dem er selbst sich betheiligt hat. Der Kaiser beantragte
glimpfliche Formen, Gramont strebte nach einer Demüthigung
Preußens. Als ihm in einer späteren Sitzung der Unter-
suchungscommission Leboeuf's Aussage (ohne Nennung ihres
Urhebers) vorgehalten, und er befragt wurde, was er dazu
sage, rief er aus: mein Gott, diese Frage ist mir nicht an-
genehm — und brachte dann mühselig, brockenweis, die oben
mitgetheilte Erklärung zu Stande.
Über das Ergebniß kann kein Zweifel bestehn: nicht der
Kaiser, sondern Gramont ist es, der am 6. Juli durch seine
eigenmächtig vorgetragene Rede im Namen Frankreichs den
Krieg heraufbeschworen hat.
Ehe wir sie vorlegen, werfen wir einen Blick auf die
Hörer und Leser, für die sie bestimmt war.
Bereits hatten die Zeitungen vom 4. und 5. Juli eine
starke Wirkung im Lande hervorgebracht. So eifrig damals
das französische Volk nach seinen materiellen Interessen die
Erhaltung des Friedens wünschte, so rollte doch unverändert
in ihm das alte gallische Blut mit seinem lebhaften Ehr-
gefühl und seiner reizbaren Eitelkeit. Kaum Einen unter
den Millionen hatte es gegeben, der nicht die Verdunklung
des Ruhms von Solferino durch den doppelten Glanz von
Sadowa wie eine persönliche Wunde empfunden hätte. Dann
kamen die unaufhörlichen Erörterungen der Opposition über
Napoleon's kurzsichtige Politik, welche die preußische Einheit
Deutschlands und damit eine tiefe Erniedrigung Frankreichs
zugelassen habe. Es folgten darauf die Forderungen des
Marschall Niel auf Verdoppelung der Militärlast zum Schutze
gegen die gewaltige Macht und die umhergreifende Hab-
sucht Preußens. Das Alles erweckte eine stets wachsende