278 Der Berzicht des Prinzen von Hohenzollern. 1870
Abneigung gegen den preußischen Namen. Noch war es eine
Minderheit unter den Liberalen, die sich dadurch zum offenen
Eifer zum Kriege fortreißen ließ. Aber auch die Stim-
mung der Mehrheit würde man sich etwa dahin bezeichnen
können: wir wollen Frieden und freuen uns, daß unsere
Regierung seit dem Januar die Sicherheit des Friedens ver-
künden konnte: freilich, wenn diese hochmüthigen Preußen
sich einmal gegen uns den geringsten Unglimpf erlauben
sollten, so würde ganz Frankreich sich erheben wie Ein Mann
und sie zu Staub zermalmen. Und nun kamen, Schlag auf
Schlag, wie schmetternde Trompetenstöße, die Nachrichten,
daß Preußen seit lange in Spanien gegen Frankreich heim-
lich arbeite, daß es jetzt offen die Hand nach der Krone
Kaiser Karl's V. ausstrecke, daß es damit eine schwere Ge-
fahr und Ehrverletzung für Frankreich vorbereite. Es war
kein Wunder, daß sofort schwere Besorgniß die Massen der
Bevölkerung erfüllte: die Zahl der Kampflustigen stieg, die
Presse der größeren Provinzialstädte ließ heftige Kriegssignale
erschallen.
Natürlich war die Aufregung am heißesten in Paris,
wo der Einfluß der Regierung, der Gencrale und der Prälaten,
der Zeitungen und der Parteien am Schnellsten und Un-
mittelbarsten fühlbar wurde. In der Kammer sah die äußerste
Rechte, die Gruppe der Arkadier, das Ziel ihrer heißen Sehn-
sucht erreicht, einen Anlaß zum Kriege gegen Preußen, der
das sinkende Ansehn der Dynastie wieder auf glänzende,
unbeschränkte Höhe erheben sollte. Da die Regierung selbst
auf solche Wege einlenkte, konnten sie die stets unterwürfige
Rechte und einen Theil des rechten Centrums fortzureißen
hoffen. Aber auch auf der liberalen Seite gab es stürmische