Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Siebenter Band. (7)

284 Der Verzicht des Prinzen von Hohenzollern. 1870 
des preußischen Wunsches erkennen, unsere Freundschaftsbande 
auf die Dauer zu befestigen.“ 
Auch hier wartete er vor weiteren Schritten nicht erst 
die preußische Antwort auf Le Sourd's Eröffnungen ab, 
sondern fügte sogleich dieser Maßregel einen zweiten, an sich 
höchst befremdlichen Schritt hinzu. Noch am Abend des 
7. Juli sandte er eine Weisung an den in Wildbad weilen- 
den Grafen Benedetti, nach Ems zu reisen und dort mit 
König Wilhelm eine persönliche Verhandlung neben der amt- 
lichen Berliner zu eröffnen. In einem vertraulichen Schreiben 
erklärte er dem Botschafter: „Thile's ausweichende Antwort 
genügt uns nicht; Ihr müßt schlechterdings eine kategorische 
Auskunft erlangen. Die einzige, die uns befriedigen und den 
Krieg verhindern kann, ist die folgende: die königliche Re- 
gierung mißbilligt die Candidatur des Prinzen und befiehlt 
ihm, sie zurückzuziehn. Wir haben Eile, denn im Fall einer 
unbefriedigenden Antwort müssen wir dem Gegner zuvor- 
kommen und folglich übermorgen die Truppenbewegungen 
beginnen. Gelingt es Euch, durchzusetzen, daß der König 
die Genehmigung der Candidatur widerruft, so wäre das 
ein ungeheurer Erfolg. Wenn nicht, so wäre es der Krieg.“ 
So war gleichsam der strategische Aufmarsch zu dem 
diplomatischen Doppelangriff auf Preußen vollzogen. Wie 
nicht selten bei Gramont, bleibt man im Zweifel, was größer 
in ihm war, die Unwissenheit oder der Dünkel, womit er sein 
Land einem verhängnißvollen Kriege entgegen führte. Ohne 
Grund bildete sich Gramont ein, daß Bismarck die Candidatur 
angestiftet habe, daß Prinz Leopold ein Mitglied des preußi- 
schen Königshauses sei, daß er erst nach eingeholter Erlaubniß 
des Königs die Candidatur angenommen habe, daß für die
	        
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