288 Der Verzicht des Prinzen von Hohenzollern. 1870
Paris, Bernstorff in London die gleichlautende Weisung#),
die sich in folgende Sätze zusammenfassen läßt: Preußen hat
mit der ohne Wissen des Königs geführten Unterhandlung
zwischen Madrid und Sigmaringen nichts zu schaffen; freund-
schaftlichen Erörterungen darüber hätten wir uns nicht ent-
zogen, aber Gramont's Drohungen verschließen uns den
Mund; unsrerseits werden wir wegen derselben keine Händel
beginnen, wollen aber die Franzosen uns angreifen, so werden
wir uns wehren — wehren, daß ihnen die Augen übergehn.
Am 10. Juli machte der Kanzler auch dem Bundesrath eine
Eröffnung desselben Sinnes.
Diese Stellung war bei der augenblicklichen Lage der
Dinge unangreifbar, und gelassen wartete Bismarck ab, ob
der französische Zorn sich in Kanonenschüssen oder nur in
brausenden Worten entladen würde. Er blieb einstweilen
in Varzin und veranlaßte so wenig wie der Kriegsminister
irgend eine militärische Vorkehrung. Auch Moltke wurde
einstweilen in seiner ländlichen Ruhe durch keine alarmirende
Meldung gestört.
Dies Alles erschien um so angemessener, als jetzt auch
von spanischer Seite her die amtliche Bestätigung der preu-
ßischen Erklärungen erschien. Am 7. Juli versandte der
spanische Minister des Auswärtigen, Sagasta, ein Rund-
schreiben, worin er auf das Bestimmteste versicherte, daß
Serrano's Regierung ihren Throncandidaten nur nach der
Rücksicht auf Spaniens innere Wohlfahrt gewählt habe, daß
derselbe von seiner Thronbesteigung an Spanier sein, durch die
) Wirllernen sie aus den englischen Berichten über die Erklärungen
dieser Herrn kennen. Vgl. auch Horst Kohl's Bismarck-Regesten 7. Juli
1870.