Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Siebenter Band. (7)

1870 Spanische Erklärung; Gramont's Schwanken. 289 
demokratische Verfassung dem Willen des Volks unterworfen 
und damit nach Außen zu einer festen Neutralität ver- 
pflichtet bleiben würde. Mit besonderem Nachdruck hob 
Sagasta hervor, die Regierung sei in dieser Sache nur ihren 
eigenen Regungen gefolgt, und kein nationales Interesse im 
Auslande, und noch weniger ein ausländisches Interesse habe 
ihren Vorsitzenden im Verlaufe der Unterhandlung geleitet. 
Der erwählte Prinz sei freier Herr seines Handelns, mit den 
meisten regierenden Häusern verwandt, aber bei keinem zur 
Thronfolge berechtigt, schließe also jeden feindlichen Gedanken 
gegen irgend welche Macht aus. Seine Candidatur berühre 
demnach in keiner Weise Spaniens freundliche Beziehungen 
mit den andern Mächten und könne und dürfe noch weniger 
die Beziehungen, welche dieselben unter einander haben möchten, 
berühren. 
Ganz im Einklang hiemit bezeugte am 8. Juli Salazar's 
Vorrede zu der neuen Ausgabe seiner Flugschrift, daß der 
Prinz die Candidatur ohne Vorwissen des Königs Wilhelm 
angenommen habe, und daß seine an diesen gerichtete Bitte 
um Billigung seines Entschlusses nichts als ein Akt der Höf- 
lichkeit gewesen sei. 
War es nun diese spanische Erklärung oder Preußens 
schweigende Zurückhaltung, mit einem Male kam Gramont's 
stolze Offensive in's Schwanken. Früh Morgens am 8. Juli, 
wie er sagt, auf Veranlassung ciner Depesche Mercier's, wies 
er Benedetti telegraphisch an, wenn möglich direct mit dem 
Prinzen Leopold in Unterhandlung zu treten. Die Meinung 
war, auf die am 7. erhobene Forderung an den König 
Wilhelm zu verzichten und, wie in der Rede vom 6., sich 
mit der einfachen und freiwilligen Entsagung des Prinzen zu 
v. Sybel, VBegründung d. deutschen Neiches. VII.
	        
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