302 Der Verzicht des Prinzen von Hohenzollern. 1870
Kampfsystem wie eine Seifenblase zerplatzt. Eben dies aber
sollte der Minister jetzt erleben.
Von mehreren Seiten her war dem Fürsten Karl Anton
dieser Ausweg vorgeschlagen worden. Wir vernehmen, daß
Olozaga den rumänischen Geschäftsträger in Paris, Stratt,
zur Reise nach Sigmaringen veranlaßte, um dort im Namen
des Fürsten Karl den Erbprinzen zum Verzichte aufzufordern.
Das zu gleichem Zwecke abgesandte Schreiben des Kaisers
Napoleon selbst haben wir oben bereits angeführt. König
Wilhelm, vermutheten wir, hatte wenigstens gemeldet, daß er
gegen die Entsagung des Prinzen kein Bedenken habe.
Für den Fürsten Karl Anton, der wahrlich nicht durch
die Candidatur seines Sohns einen großen Krieg zu ver-
ursachen wünschte, war dies völlig ausreichend, und ohne
die Rückkehr des Prinzen abzuwarten, sandte er am 12. Juli
Vormittags 11 Uhr, nicht an den König, sondern an den
Marschall Prim nach Madrid und gleichzeitig an den
spanischen Gesandten Olozaga in Paris folgendes Tele-
gramm ab:
Gegenüber den Verwicklungen, welche durch die Can-
didatur meines Sohns entstanden sind, und unter welchen
das Votum des spanischen Volkes nicht die Freiheit und
Offenheit haben könnte, auf die mein Sohn bei der An-
nahme der Candidatur gerechnet hat, trete ich in seinem
Namen von derselben zurück.
Gleichzeitig ließ er im Schwäbischen Merkur in etwas
kürzerer Fassung dieselbe Nachricht veröffentlichen.
An den König ging die telegraphische Notiz, er werde
am folgenden Tage eine ausführliche Mittheilung über die
Angelegenheit erhalten.