1870 Der Verzicht des Prinzen gilt für ungenügend. 307
zwei derselben für seine Ansicht gewonnen zu haben. Gegen
den Schluß der Sitzung erklärte ein Mitglied der Linken,
Guyot-Montpayroux, die Absicht, die Minister zu zwingen,
ihr Schweigen zu brechen, welches der Kammer und des
Landes unwürdig sei. Es hieß, daß er, sehr im Gegensatze
zu Thiers, die Regierung auffordern wolle, Preußen wegen
der Verletzungen des Prager Friedens den Handschuh hin-
zuwerfen.
Der Herzog von Gramont empfing kurz vor drei Uhr
den Besuch des eben aus Ems zurückgekehrten Baron Werther,
hatte aber kaum das Gespräch mit ihm begonnen, als ihm
Abschrift des Sigmaringer Telegramms durch die Agentur
zugeschickt und gleichzeitig der spanische Botschafter gemeldet
wurde, der ihm amtlich dieselbe Depesche überreichte, seine
Glückwünsche dazu aussprach und sich dann wieder empfahl.
Gramont aber war schwer betroffen. ) Es kommt uns
weniger auf den Verzicht selbst an, hatte er geschrieben, als
daß der König ihn befiehlt. Jetzt war Hohenzollern durch
freiwillige Entsagung jedem Einschreiten des Königs zuvor-
gekommen und hatte als Grund des Rücktritts nicht einen
preußischen Befehl, sondern, gerade umgekehrt, die französi-
schen Drohungen angeführt. Gramont hatte die Empfindung,
von dem Könige überlistet und um die geforderte Genug-
thuung betrogen zu sein. Deshalb also hätte der König
Aufschub begehrt, deshalb hätte er vorgegeben, erst morgen
eine Antwort aus Sigmaringen zu erwarten, um der Welt
gegenüber für sich und seine Regierung jede Betheiligung an
der Sache abzulehnen. Gramont hatte keinen Zweifel mehr,
daß der König längst von dem Entschlusse des Prinzen
1) Gramont, la France et la Prusse p. 114 ff.