310 Neue Forderungen Frankreichs. 1870
Minister erklärten, wenn er den Vorschlag dem Könige nicht
übermitteln wolle, so würden sie Benedetti damit beauftragen,
ließ er sich zu dem Versprechen herbei, dem Könige darüber
Bericht zu erstatten. Die Verhandlung, die einen neuen
Kriegsfall setzte, hatte wenig über eine halbe Stunde gedauert.
Gramont begab sich gleich darauf, um 4 Uhr, nach
St. Cloud, um mit dem Kaiser die neue Lage zu besprechen.
Napoleon hatte die Sigmaringer Depesche ganz so wie Ollivier
als die Lösung der Krisis, vielleicht als sein eignes Werk
betrachtet, und den eben empfangenen Vertretern Österreichs
und Italiens seine Freude über die so erreichte Bewahrung
des Friedens ausgedrückt.) Schreiben Sie, hatte er zu
Vimercati gesagt, Ihrem Sonverain, Alles sei beendigt, es
gäbe keinen Krieg.“) Dann aber hatte er auch die Nachricht
von der angemeldeten Interpellation Duvernois' erhalten,
betreffend die Garantien, welche die Regierung jetzt zu
fordern gedenke, und erklärte dem Herzog von Gramont,
wie verdrießlich ihm dieser Vorgang sei, da er gleich eine neue
Verhandlung über den heiklen Gegenstand nöthig mache,
während doch die Klugheit erfordere, sie so lange als mög-
lich hinauszuschieben.') Bei der Erwähnung der von Duver-
nois geforderten Garantien ging dem Herzog ein neues Licht
über sein Verfahren gegen Preußen auf. Es ist richtig,
sagte er, wir können die Entsagung des Fürsten Anton
nicht annehmen, ohne Garantien für die Zukunft zu verein-
baren. Denn der Gedanke dieser Interpellation entspricht
so einleuchtend dem Gefühl der Kammermehrheit und der
1) Duret, histoire des quatre ans I, p. 109.
:) Mittheilung Vimercati's in Wien.
à) Gramont p. 130.