1870 Gramont begehrt Garantien für die Zukunft. 311
öffentlichen Meinung, die beinahe in der ganzen Presse
ihren glühenden Ausdruck findet, daß es unmöglich wäre
ihr nicht Rechnung zu tragen. Man muß sich in gewissem
Maße dem Nationalgefühl zugesellen, wenn man noch eine
Möglichkeit behaupten will, ohne Krieg zum Abschluß zu
kommen.
Nachdem er dies in seinem Buche erzählt hat, fährt er
dann fort: Ich übergehe mit Stillschweigen die gewissenhaften
Erörterungen, welche dem endlichen Beschlusse der Regierung
vorhergingen. Sicher ist, daß es ihm bei Napoleon weniger
leicht als bei Werther wurde, zum Ziele zu kommen. Nicht
eine halbe, sondern drei Stunden dauerte das Gespräch, bis
Gramont von dem zaudernden Kaiser sich die Vollmacht er-
wirkt hatte, Benedetti mit einem in höflicher Form zu machen-
den Versuche bei dem Könige zu beauftragen. Er eilte dann
nach Paris zurück und telegraphirte um 7 Uhr an Benedetti:
Wir haben von Olozaga die im Namen des Prinzen Leopold
durch den Fürsten Anton erklärte Entsagung erhalten; damit
sie ihre volle Wirkung habe, ist es nöthig, daß der König
von Preußen sich ihr beigesellt und uns versichert, daß er
diese Candidatur nicht von Neuem genehmigen wird; ver-
langt sogleich von dem Könige diese Erklärung, die er nicht
verweigern kann, wenn er wirklich keine Hintergedanken hat;
übrigens macht von diesem Telegramm eine Paraphrase, die
Ihr dem Könige mittheilen könnet.
Es würde also am Morgen des 13. Juli König Wilhelm
die beiden neuen Forderungen erhalten, eines demüthigen
Briefs an Napoleon und eines Verbots der Candidatur für
alle Zukunft. Ob zur Auswahl oder beide untrennbar, das
zu bemerken hatte Gramont in der Eile vergessen.