Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Siebenter Band. (7)

1870 Gramont erlangt Napoleon's Zustimmung. 315 
würde als Eigenthum des Kaisers zu gelten haben, da 
Gramont, wie wir eben sahn, sie bereits am folgenden Tage 
zu machen wünschte. 
Wie dem nun auch sei, Gramont hatte, was er begehrte, 
und auch Ollivier gab ihm jetzt seine Zustimmung. Er sandte 
kurz vor Mitternacht ein neues Telegramm an Benedetti 
und schickte ihm eine Stunde später eine zweite Ausfertigung 
gleiches Inhalts nach, dieses Mal ohne den Befehl einer 
höflichen Paraphrase. Ganz dem Briefe entsprechend, hieß 
es hier kurz und bündig: „den uns mitgetheilten, aber nicht 
an uns adressirten Verzicht können wir nicht als ausreichende 
Antwort auf unsere gerechten Beschwerden und noch weniger 
als eine Garantie für die Zukunft betrachten. Um uns zu 
sichern, daß der Sohn nicht sich vom Worte des Vaters 
lossagt, oder nicht in Spanien erscheint, wie einst sein Bruder 
in Rumänien, ist es unerläßlich, daß der König uns ver— 
spricht, er werde dem Prinzen Leopold nicht erlauben, auf 
die Candidatur zurückzukommen.“ 
Zum Schlusse die Versicherung, daß man keine Hinter- 
gedanken habe, keinen Kriegsvorwand suche, sondern nur mit 
Ehren eine Krisis zu beendigen wünsche, die man nicht ge- 
schaffen habe. 
Auch an dieser Stelle möchte ich noch nicht behaupten, 
daß eine solche Versicherung eine bewußte Lüge gewesen, daß 
Gramont den Ausbruch des Krieges geradezu gewünscht hätte. 
E fürchtete ihn nicht, aber er hoffte noch immer die ersehnte 
Demüthigung des preußischen Königs zu erlangen. Was ihn 
in diesem verderblichen Treiben festhielt, war neben dem 
eignen Hasse die Furcht vor dem patriotischen Zorne der 
seit einer Woche durch ihn selbst aufgeregten Massen. Er
	        
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