Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Siebenter Band. (7)

1870 Aufregung in Paris. 317 
zeigten, wurden sie als Retter und Rächer der Ehre Frank- 
reichs begrüßt. Festgeschlossene Banden zogen hin und her 
mit dem wilden Geschrei: es lebe der Krieg, weg mit Bis- 
marck, nieder mit Preußen, nach Berlin, nach Berlin! Die 
Polizei sah unthätig zu; ein einsichtiger Beobachter sagte 
nachher: der Krieg wurde organisirt, wie sonst ein Straßen- 
aufstand. Hinter all diesem Lärm gab es natürlich eine 
Menge ruhiger Bürger und solider Geschäftsleute, die mit 
Sorge an die Störungen und Schädigungen auch eines sieg- 
reichen Krieges dachten!). Aber keiner wagte zu reden oder 
gegen den Strom zu schwimmen und damit den Verdacht 
eines lauen Patriotismus auf sich zu laden. Vollends als 
frühe am 13. Juli die Morgenblätter mit geringen Aus- 
nahmen über Preußen herfielen und einen Frieden auf der 
jetzigen Grundlage verfluchten, äußerte in der aufgewühlten 
Riesenstadt kaum ein Mensch noch einen Zweifel, daß Frank- 
reichs Volkswille auf Krieg gegen Preußen, auf die Rache 
für Sadowa gehe und jeden Widerstand der Minister gegen 
ein so ruhmreiches Beginnen zerschmettern würde. 
So standen die Dinge, als am Morgen des 13. die 
Minister in St. Cloud unter dem Vorsitz des Kaisers zur 
Berathung zusammentraten v..) Gramont entwickelte die Lage. 
Nachdem der preußische König die Candidatur Hohenzollern 
autorisirt und dadurch die Ehre und Würde Frankreichs ver- 
letzt hatte, mußten wir von ihm eine Genugthuung begehren 
und forderten deshalb, daß er dem Prinzen den Rücktritt 
von der Candidatur befehle. Er hat die Erfüllung dieses 
1) So versichert es z. B. Thiers als Augenzeuge. 
2) Vgl. Gramont p. 148 und Leboeuf's Aussagen vor der 
Untersuchungs-Commission I 47.
	        
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