Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Siebenter Band. (7)

318 Neue Forderungen Frankreichs. 1870 
Begehrens unmöglich gemacht, indem er perfider Weise die 
Antwort hinzögerte, bis der Prinz nach eignem Entschluß 
der Candidatur entsagt hatte. Nach einem solchen Beweise 
hinterhaltiger Pläne mußten wir auf Garantien für die Zu— 
kunft Bedacht nehmen, und haben ihn also um eine Er— 
klärung gebeten, dem Prinzen keine Wiederholung seines 
Versuchs erlauben zu wollen. 
Der Vortrag regte Bedenken von zwei entgegengesetzten 
Seiten an. Der Kriegsminister Leboeuf hatte geringes Ver- 
trauen auf eine solche Concession des Königs; jedenfalls liege 
die Möglichkeit des Krieges nahe, und man habe allen Grund, 
sich vorzusehn. In Preußen gehe die Mobilmachung des 
Heeres sehr rasch von Statten; es sei eine Lebensfrage für 
Frankreich, dem Gegner darin keinen Vorsprung zu gestatten. 
Er beantragte also, unter Zustimmung des Marineministers, 
die sofortige Einberufung der Kriegsreserve. 
Andererseits erhob sich die große Mehrheit der Minister 
nicht bloß gegen eine solche, mit der Kriegserklärung gleich- 
bedeutende Maßregel, sondern auch gegen Gramont's Garantie- 
forderung. Durch den Rücktritt des Prinzen sei geschehn, 
was Gramont am 6. Juli gefordert, und damit die Sache 
erledigt. Zu ihrer Unterstützung lief während der Sitzung 
ein Schreiben des Lord Lyons ein, der im Auftrage seiner 
Regierung auf das Dringendste einen solchen Beschluß em- 
pfahl. Auch Graf Beust hatte schon am 11. Juli Gramont's 
händelsuchendes Treiben in einer höchst energischen Depesche 
verurtheilt und ihm erklärt, daß ganz Europa ihn mit der 
Verantwortung für alles Unheil des kommenden Kriegs be- 
laste; am 13. ließ er noch eine telegraphische Aufforderung 
an Gramont folgen, den diplomatischen Sieg, den man in
	        
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