1870 Frage der Mobilmachung in Paris. 319
dem Verzichte des Prinzen errungen, festzuhalten und weiter
zu verwerthen.
Trotz all dieser Mahnungen beharrte Gramont, gepreßt
durch das Gelärm der Arkadier, der Zeitungen und der
Boulevards, auf dem sinnlosen Standpunkt, daß Frankreichs
Ehre außer dem Verzichte des Prinzen noch eine formelle
Genugthuung durch Preußen bedürfe. „Was wir hiefür jetzt
begehren,“ führte er aus, „ist so gemäßigt wie möglich. Die
dem Botschafter übersandten Weisungen waren kein Ulti-
matum und sollten als solches nicht auftreten. Die For-
derung der Garantie ließ Nüancen und Abstufungen zu;
nichts war über ihre mehr oder weniger ausdrückliche Form
gesagt; die Regierung ist zu jedem Vergleiche in dieser Hin-
sicht geneigt.“ Gramont's letzte Telegramme an Benedetti,
sahn wir, klangen aus einem andern Tone: um den Wider-
spruch des Cabinets gegen die Forderung zu verhindern,
stellte er sie hier als einen harmlosen, alles Weitere offen
lassenden Vorschlag dar. Natürlich paßte dazu der Antrag
Leboeuf's durchaus nicht; wenn die Garantieforderung so
wenig bedenklich war, wozu dann durch große Rüstung
die Kriegsflamme selbst entzünden? Indem er also gegen
Leboeuf stimmte, beschwichtigte er die friedliebenden Collegen.
Das Ergebniß war eine halbe Maaßregel. Die Garantie-
forderung blieb aufrecht, die Rüstung aber wurde verschoben.
Leboeuf erklärte darauf, daß er um seine Entlassung bitte,
und der Kaiser verfügte, daß die Frage der Mobilmachung
am 14. Juli weiter erwogen werden solle.
Die Kammer erwartete um 2 Uhr in mühsam zurück-
gehaltener Ungeduld das Erscheinen der Minister. Gramont
gab darauf die Erklärung, der spanische Botschafter habe