320 Neue Forderungen Frankreichs. 1870
amtlich den Rücktritt des Prinzen von Hohenzollern angezeigt;
die Verhandlung mit Preußen aber, die nie einen andern
Gegenstand gehabt, sei noch nicht beendigt, und mithin eine
allgemeine Auseinandersetzung der Sache heute unmöhlich.
Diese Ankündigung wurde von den Mittelparteien mit sorgen-
voller Enttäuschung aufgenommen, auf der Rechten aber
brachte Duvernois sogleich seine Interpellation über die
Garantien in Erinnerung, und Baron David setzte in seinem
Hasse gegen das Ministerium noch als stärkeren Trumpf
eine zweite Interpellation hinzu: was die Ursache der den
Hohn herausfordernden Langsamkeit des Ministeriums in
seiner Verhandlung mit Preußen sei, eines Benehmens, wo-
durch der öffentliche Wohlstand zerrüttet und die nationale
Würde gefährdet werde. Als Gramont dagegen Verwahrung
einlegte und die Besprechung der beiden Interpellationen
auf den 15. Juli zu vertagen bat, rief aus der Linken Herr
von Keratry: mit einer solchen Zauderei macht Ihr das
Spiel Bismarck's; in meiner Eigenschaft als Franzose pro-
testire ich energisch dagegen. Indessen genehmigte eine starke
Majorität den geforderten Aufschub. Der Minister athmete
auf; wenigstens für die nächsten 24 Stunden würde er also
Ruhe haben. Er verließ den Saal, um sich in den Senat
zur Abgabe derselben Erklärung zu verfügen: da wurde ihm
ein Telegramm aus Ems überreicht, welches auf ein Gelingen
der neuen Unterhandlung Benedetti's wenig Hoffnung bestehn
ließ. Um so eindringlicher redete Gramont gleich nachher
auf Lord Lyons ein, betheuerte seine Friedensliebe, erklärte
ihm, daß Preußen noch nicht die geringste Einräumung oder
Genugthuung geboten, entwickelte die Bescheidenheit der
französischen Forderung (auch hier gab er sie schriftlich):