Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Siebenter Band. (7)

1870 König Wilhelm und Benedetti im Kurgarten zu Ems. 323 
Sache hat mir zu viel Verdruß gemacht, um sie nicht un- 
widerruflich abgethan zu wünschen. Immer aber ist es mir 
unmöglich, so weit zu gehn, wie Sie es begehren.“ Zum 
dritten Male setzte Benedetti an: Ich könnte verstehn, wenn 
der Souverän oder seine Regierung keine Verpflichtung für 
die Zukunft übernehmen wollten; aber Majestät haben mir 
ja stets versichert, daß Sie in dieser Sache nur als Familien- 
haupt gehandelt haben, und in dieser Eigenschaft könnten 
Sie doch wohl, ohne politische Beeinträchtigung, unsern 
Wunsch erfüllen: ich wage also zu hoffen, daß Majestät mir 
die Vollmacht zu dem erwähnten Telegramm gnädigst er- 
theilen wollen. Jetzt aber wurde es dem Könige des Drängens 
auf der öffentlichen Promenade zu viel. Mit nachdrücklichem 
Ernste entgegnete er: Nein, gerade im Gegentheil, ich wieder- 
hole, was ich Ihnen bereits gesagt; ich gebe Ihnen diese 
Vollmacht nicht, ich weise diese neue und unerwartete For- 
derung ein für alle Mal zurück.!) Damit brach er das Ge- 
spräch ab, winkte dem während desselben etwas zurück- 
getretenen Adjutanten und setzte seinen Weg fort. 
In Folge der Pariser Zeitungsartikel war Benedetti 
vom ersten Tage an ein Gegenstand allgemeiner Aufmerksam- 
keit des Emser Badepublikums gewesen. So hatte die in 
der Nähe befindliche Menschenmenge mit großer Spannung 
auch dies kurze, aber immer lebhafter und ernster werdende 
Gespräch beobachtet, und der Eindruck lief durch die Reihen, 
hier müsse etwas ganz Besonderes vorgegangen sein. 
Es sollte allerdings dieser Tag mehrere Ereignisse be- 
sonderer Art bringen. 
4 Benedetti p. 376 fl. 
21°
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.