1870 Bismarcks Gespräch mit Lord Loftus. 327
gängen einer Versicherung, einer Garantie gegen die Gefahr
einer plötzlichen Uberrumplung. Frankreich müßte den euro-
päischen Mächten eine amtliche Erklärung geben, daß es die
Lösung der spanischen Frage als ausreichend anerkenne und
keine weitere Forderung erhebe; geschehe dies nicht, und leiste
Frankreich nicht einen Widerruf oder eine befriedigende Er-
läuterung der drohenden Reden Gramont's, so müßte Preußen
Genugthuung von Frankreich fordern. Ich könnte keinen
Verkehr mit dem französischen Botschafter pflegen nach der
Sprache, welche Gramont vor dem Angesichte Europas gegen
Preußen geführt hat.“
Wir sehn, wie vollständig Bismarck die bisherigen
Herausforderungen Gramont's jetzt dem Gegner zurück-
zuschleudern gedachte, Begehr von Erläuterungen, von Wider-
ruf und Genugthuung, von Garantien für die Zukunft.
Nicht eine war übersehn. Sein englischer Zuhörer äußerte
kein mißbilligendes Wort, sondern bat die eigne Regierung
dringend, zur Erhaltung des Friedens einen möglichst starken
Druck auf den französischen Minister auszuüben.
Noch hatte in diesen Mittagsstunden Bismarck keine
Ahnung von den gleichzeitigen Ereignissen in Ems. Un-
geduldig wartete er auf Nachricht, wie der König die durch
Werther übermittelte, unerträgliche Zumuthung des Abbitte-
schreibens an Napoleon aufgenommen hätte. Vorher wollte
er nicht den offenen Bruch der diplomatischen Beziehungen
vollziehn, schickte aber an Werther unter strengem Tadel
seines Verhaltens den Befehl, wegen Unwohlseins Urlaub
zu nehmen und Paris zu verlassen. Nachmittags hatte er
Roon und Moltke bei sich zu Tisch: da wurde ihm nach
6 Uhr ein aus Ems um 3 Uhr abgesandtes Telegramm