Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Siebenter Band. (7)

330 Neue Forderungen Frankreichs. 1870 
erfahren. Also blieb Bismarck bei dem buchstäblichen Inhalt 
des königlichen Befehls und schrieb folgendes Telegramm 
nieder: 
Nachdem die Nachrichten von der Entsagung des 
Prinzen von Hohenzollern der Ksl. französischen Regierung 
von der K. spanischen amtlich mitgetheilt worden sind, hat 
der französische Botschafter in Ems an Se. Maj. den 
König noch die Forderung gestellt, ihn zu autorisiren, daß 
er nach Paris telegraphire, daß Se. Maj. der König sich 
für alle Zukunft verpflichte, niemals wieder seine Zustim- 
mung zu geben, wenn die Hohenzollern auf ihre Candidatur 
zurückkommen sollten. Se. Majestät hat es darauf ab- 
gelehnt, den französischen Botschafter nochmals zu em- 
pfangen, und demselben durch den Adjutanten vom Dienst 
sagen lassen, daß Se. Majestät dem Botschafter nichts 
weiter mitzutheilen habe. 
Es war, innerhalb der Grenzen der königlichen Weisung, 
genau der Wortlaut der Emser Depesche, und es ist kindisch, 
wenn französische Organe Angesichts der beiden Actenstücke 
von einer Fälschung haben reden wollen.1!) Aber freilich 
durch die kürzere Fassung der Form und die Weglassung 
aller motivirenden Umstände wurde der Eindruck der Mit- 
theilung gründlich verwandelt. Seit acht Tagen hatte Frank- 
reich mit lärmenden Kriegsdrohungen eine Demüthigung 
des Königs gefordert; seit fünf Tagen hatte man darüber 
ohne Abschluß verhandelt; jetzt erschien, ohne Erläuterung 
) Diese Anklage entstand, als man Bismarck's Telegramm nicht 
mit der damals ungedruckten Depesche, durch die es befohlen worden 
war, sondern mit einem spätern Berichte Radziwill's über seine drei 
Sendungen verglich.
	        
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