Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Siebenter Band. (7)

1870 Die Vorlagen gehn an eine Commission. 349 
Vergebens setzte er auf einen Ausruf des Unwillens von 
linksher hinzu: Keine Sylbenstechereien, ja mit leichtem Herzen, 
nämlich mit reinem Gewissen. Der indessen eingetretene 
Gramont kam ihm zu Hülfe: es handelt sich um Frankreichs 
Ehre; müßte ich das Unmögliche erleben, eine Kammer, die 
sich dafür unempfindlich zeigte, so würde ich nicht fünf 
Minuten lang Minister bleiben. Ein rauschender Beifall 
belohnte ihn für die stolze Phrase, und die Kammer erwählte 
darauf eine Commission von zehn Mitgliedern zur sofortigen 
Berathung und Berichterstattung über die von der Regierung 
beantragten Gesetzentwürfe und Credite. Die Herrn gehörten 
sämmtlich der kriegerisch gesinnten Mehrheit an; immer aber 
hatte auch auf sie Thiers' wuchtiger Tadel Eindruck gemacht, 
daß nach dem Verzichte des Prinzen das Ministerium neue 
grundlose Forderungen erhoben, dadurch den Frieden zer- 
stört und alle Sympathien Europas verscherzt hätte. Nach- 
dem zuerst Leboeuf die entschiedene Erklärung gegeben, Frank- 
reich sei zum Kriege bereit, vollständig bereit, und habe gegen 
die preußische Rüstung einen Vorsprung von mehreren Tagen, 
eine Versicherung, die allerdings zu der eben vernommenen 
Angabe des Heranziehens der längst mobilisirten preußischen 
Armee wie die Faust auf das Auge paßte, stellte der Vor- 
sitzende der Commission, Herzog von Albufera, an Gramont 
die Frage, ob es richtig sei, daß die Regierung von Anfang 
an stets dieselbe Forderung an den König von Preußen ge- 
stellt habe; es sei dies ein Punkt von höchster Wichtigkeit. 
Da geschah nun das Unglaubliche. Gramont erklärte, von 
Anfang an habe die Regierung den Zweck verfolgt, durch 
die thätige Betheiligung des Königs an dem Verzicht des 
Prinzen eine Garantie für die Zukunft zu gewinnen. Schon
	        
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