28 Das Zollparlament. 1868
reien allerdings eine Zeitlang schutzbedürftig gewesen seien,
um Capital für den Übergang von der Hand= zur Maschinen-
spinnerei zu sammeln, daß sie jetzt aber capitalkräftig genug
seien, um auch nach Herabsetzung des Schutzzolls bei richtigem
Betriebe keine Concurrenten mehr fürchten zu müssen. Was
aber das Roheisen betraf, so belehrte den eifrigen Schutz-
zöllner Herr von Hennig, daß einst bei freier Einfuhr sich in
Ost= und Westpreußen eine blühende Eisenindustrie entwickelt
habe, weil sie ihr Rohmaterial aus England auf dem See-
wege sehr viel billiger beziehn konnte, als auf dem weiten
Landtransport aus Westfalen; diese Industrie sei zu Grunde
gegangen, als man ihr durch einen hohen Schutzzoll das
englische Roheisen vertheuert habe. Besondere Verhältnisse
kamen bei der Erörterung des Weinzolls zur Sprache.
Mecklenburg und Lübeck gehörten damals noch nicht zum
Zollverein, weil sie aus älterer Zeit durch einen Handels-
vertrag mit Frankreich gebunden waren. Nun hatte die
französische Regierung eingewilligt, sie aus diesem Verbande
zu entlassen, wenn der Zollverein die Eingangsabgaben auf
Wein entsprechend herabsetze und zugleich verspreche, die ein-
geführten Wein von jeder inländischen Verbrauchssteuer frei
zu lassen. Da auch OÖsterreich diese Herabsetzung dringend
wünschte, hatte der Bundesrath sie in den Vertrag auf-
genommen, und die besten Sachkenner im Hause, gerade aus
dem Süden, erläuterten, daß die deutsche Rebe keine Con-
currenz zu scheuen habe, also der Zoll herabzusetzen, und
damit Mecklenburg und Lübeck dem Vereine zu gewinnen sei.
Die Vertreter von Darmstadt und Mainz, Metz und Bam-
berger, erklärten sich ganz einverstanden, erwähnten aber eine
Verbrauchsteuer auf Wein in ihrer engern Heimath, die