1870 Dänische Neutralität. Napoleon's Anträge i. Florenz u. Wien. 381
Unterdessen hatte auch die russische Regierung öffentlich
die Erklärung ihrer eignen Neutralität verkündet, an welcher
sie streng festhalten würde, so lange die Interessen ihres
Reichs es irgend verstatteten. Durch diplomatische Mit-
theilungen war bereits dieser Zusatz dahin erläutert, Ruß-
land werde seine Interessen gefährdet erachten, wenn entweder
ein polnischer Aufstand erfolge, oder wenn Osterreich an dem
französischen Kriege gegen Preußen sich betheilige: in jedem
dieser Fälle werde Rußland mit gesammter Kraft in den
Kampf eintreten. Obgleich diese Kunde nicht in amtlicher
Form dem Wiener Hofe mitgetheilt wurde, bestand dort über
ihren Inhalt kein Zweifel; es war ein drohendes Unheil,
welches Graf Beust bei seiner auf allen Seiten mißlichen
Lage keine Minute aus den Augen verlieren durfte.
Gleich nachdem am 15. Juli der Ausbruch des Kriegs
entschieden war, hatte Frankreich nicht einen Augenblick ge-
säumt, die beiden Freunde vom vorigen Jahre, Österreich
und Italien, zur Mithilfe bei dem bevorstehenden Kampfe
aufzufordern. Wie wir uns erinnern, hatte Napoleon im
September 1869 die Unterzeichnung des Bundesentwurfs
hinausgeschoben, weil Italien seinerseits die Bedingung stellte,
daß der Rest der französischen Besatzung im Kirchenstaate
zurückberufen werde, worauf der Kaiser damals nicht eingehn
wollte. Jetzt aber hatte die Anwesenheit der kleinen Schaar
keine Bedeutung mehr, da die französische Armee anderweitig
beschäftigt ihr keinen Rückhalt bot. Demnach schrieb Napoleon
persönlich an den König Victor Emanuel, er sei jetzt bereit,
den Wunsch Italiens zu erfüllen, den Abzug der Truppen
anzuordnen und damit wieder auf den Boden des Vertrags
vom 15. September 1864 zurückzutreten, vorausgesetzt, daß