1870 Unterhandlungen in Wien. 399
Vimercati war zu einer solchen Abrede bereit. Am
26. Juli einigte sich Beust mit ihm über einen Bundes-
vertrag zu Zweien zwischen Osterreich und Italien, nach
welchem beide Mächte zunächst ihre Rüstungen zur Deckung
ihrer Neutralität vollenden, jedes einseitige Vorgehn ver-
meiden und stets gemeinsame Schritte, sei es zur Vermittlung,
sei es zum Kampfe, verabreden. Bei dieser Fassung erklärte
Fürst Latour gegen den Vertrag keine Einwendung zu erheben.
Um den Vertrag auch den Italienern möglichst schmackhaft zu
machen, setzte Beust noch eine Clausel hinein, Osterreich werde
bei Napoleon günstigere Bedingungen in der römischen Frage
beantragen. So gab denn auch auf eine telegraphische An-
frage Vimercati's umgehend Victor Emanuel freudigen Bei-
fall dem Entwurfe, der ihm, wie er hoffte, den Weg zum
Kriegsbund wieder eröffnen sollte. Um die Hoffnungen des
Königs noch weiter zu stärken, legte Beust der Wiener
Conferenz am 27. Juli noch eine nach Paris bestimmte
Depesche vor, worin er Napoleon aufforderte, dem öster-
reichischen Cabinet die Regulirung der römischen Frage und
die Beschützung des Papstes zu übertragen.
Der Zweck des Grafen Beust bei diesen Vorschlägen ist
heute nicht mehr zweifelhaft. Er wünschte die Kampflust
Victor Emanuel's im Zaume zu halten, und deshalb jeden
Schritt Italiens von Osterreichs Zustimmung abhängig zu
machen. Wenn vollends Napoleon ihm die Entscheidung über
Rom überließ, so war Italien der Leitung Osterreichs ganz
unbedingt unterworfen, damit aber nicht, wie der streitfertige
König sich schmeicheln mochte, das letzte Hinderniß gegen
den Kriegsbund beseitigt, sondern, gerade umgekehrt, Italien
fest an Osterreichs neutrale Vermittlungspolitik angcekettet.