1870 Zorn im Batican gegen Napoleon. 405
Mächten mitgetheilt. Das war die diplomatische Hülfe,
welche Italien dem bedrängten Napoleon leistete.!)
Ein letzter Auftrag Gramont's an Malaret, die italienische
Regierung zu schleuniger Entsendung von 100000 Mann nach
Frankreich über den Mont-Cenis zu bestimmen, auf derselben
Straße, auf der die französische Armee 1859 Italien zu Hülfe
geeilt war, blieb natürlich ohne Erfolg. Malaret hatte noch
einige Erörterungen darüber mit Visconti-Venosta; der
Minister sprach ihm stets die günstigsten persönlichen Ge-
fühle aus, brachte ihm aber jedes Mal die Entscheidung des
Cabinets, die Erfüllung seines Wunsches sei unmöglich; sechs
Wochen würden vergehn, bis auch nur 60000 Mann marsch-
fertig wären, und bei der Unsicherheit der militärischen Lage
würde man eine solche Schaar wahrscheinlich einem völligen
Verderben aussetzen.
Geschärft wurde für die französische Regierung die
Bitterkeit dieser Vorgänge durch das Verhalten des Vatican,
dem zu Liebe sie der Kriegslust Victor Emanuel's den Ein-
tritt in das Bündniß durch das unbedingte Beharren auf
dem September-Vertrage unmöglich gemacht hatte. Der da-
durch nöthig gewordene Abzug der französischen Brigade aus
dem Kirchenstaat war thatsächlich für die Curie bedeutungslos.
Wurde Frankreich von Preußen besiegt, so konnte die schwache
Schaar einem Einbruch der Italiener keinen Widerstand
leisten; wenn Napoleon aber große Siege erfocht, so hätte
Italien keinen Einbruch gewagt. Dennoch zeigte die Curie
auf die Nachricht von der bevorstehenden Einschiffung der
Brigade kein anderes Gefühl als das der Bestürzung und
der Entrüstung. Ihr gebt uns, sagte Antonelli dem fran-
) Englisches Blaubuch, Guiccioli I, 288.