1870 Ziele der beiden kämpfenden Mächte. 407
keit der Siege Ew. Majestät die Ausführung meiner Ab-
sicht unmöglich gemacht.?)
Sowohl die Offenherzigkeit der ersten Sätze, als das
wohlberechnete Compliment des letzten sollen ihren Eindruck
nicht verfehlt haben.
Es waren die persönlichen Gedanken des Königs, welche
er hier aussprach.
Die Neutralität Italiens stand seit dem 25. Juli ebenso
fest, wie jene Osterreichs seit dem 18. Beiden Mächten war
sie dringend rathsam bei dem Zustand ihrer Heere und ihrer
Finanzen. Sie wurde unwiderruflich für Osterreich durch
die russische Drohung, den Ernst der ungarischen Regierung
und die Erregung der deutschen Bevölkerung, für Italien
durch den festen Willen der Minister, die überwältigende
Mehrheit der Kammer, den wilden Franzosenhaß des Volks.
Was geschehn wäre, wenn Napoleon reißende Siege er-
fochten hätte, ist eine müßige Frage, bei deren Beantwortung
sich nur so viel mit Sicherheit behaupten läßt, daß die beiden
Mächte alle Mittel angewandt haben würden, die französi-
schen Erfolge so weit wie irgend möglich zu beschränken.
Indessen, es war anders gekommen. Trotz aller er-
wogenen Bündnisse standen sich die beiden Gegner, ein jeder
auf die eigne Kraft angewiesen, allein gegenüber. So war
es auch 1866 geschehn. Während aber 1866 Osterreich und
Preußen bei ihrem Streite wesentlich denselben Kampfpreis
zu gewinnen strebten, die leitende Stellung im deutschen
Bunde, hatten 1870 Frankreich und Deutschland völlig ver-
schiedene Ziele: Frankreich die Bewahrung der bisher geübten
europäischen Hegemonie, kraft deren es Spanien die freie
) Mittheilung des anwesenden Kronprinzen.