Anmerkung zu Capitel 5.
Gramont's Legenden über die Bundesverhandlungen
von 1870.
In der hier vorliegenden Darstellung habe ich das Fehlschlagen
der französischen Versuche, einen Dreibund mit Osterreich und Italien
gegen Deutschland zu Stande zu bringen, nach überall authentischem
Material erzählt.
Wenn diese Darstellung von allen bisherigen vielfach abweicht, so
liegt der wesentliche Grund darin, daß diese die Veröffentlichungen des
Herzogs von Gramont als die wichtigste, ja entscheidende Quelle be-
nutzen, während ich, mit Ausnahme weniger auch sonst bestätigter
Notizen, von ihrem Inhalt, als völlig täuschend, überall abgesehn habe.
Ich habe schon oben von der staunenswerthen Schöpferkraft, welche
die Phantasie des Herrn Herzogs auszeichnete, gesprochen. Einzelne
Belege dazu sind sowohl in den frühern Bänden dieses Buches als in
den Erinnerungen des Grafen Beust erwähnt worden. Jedoch zeigen
sich seine stärksten, beinahe unglaublichen Leistungen dieser Art bei der
Besprechung der Ereignisse von 1870, und da er die Geschichte als
Minister mit gleichem Geiste gemacht, wie nachher im Exil beschrieben
hat, so scheint es sich der Mühe zu verlohnen, ihn auch als Schrift-
steller einer kurzen Betrachtung zu unterziehn.
Nach dem für Frankreich verderblichen Ausgang des Kriegs wurde
Gramont heftig wegen des Leichtsinns angegriffen, mit dem er ohne
irgend eine feste Allianz den Krieg entzündet hätte. Er erwiderte
darauf im Dezember 1872, daß allerdings ein förmlicher Bundesvertrag
nicht bestanden hätte, daß er aber bei den vertrauten Beziehungen und