32 Das Zollparlament. 1868
des Gleichgewichts hoffen. Jedenfalls sei eine so niedrige
Ausnutzung des Tabaks für die nationalen Zwecke, wie sie
in Deutschland Statt finde, unerhört in der gauzen civili—
sirten Welt.#y
Alle diese Sätze wurden denn auch 1868 von hüben
und drüben mit gleichem Feuer vorgetragen. Von Anfang
an war schon nach der Zahl der zum Worte sich meldenden
Redner die Sympathie für wohlfeile Cigarren und die Anti-
pathie gegen neue Stenern unverkennbar im Übergewicht.
Das Entscheidende war, daß neben der Fortschrittspartei und
der süddeutschen Fraction auch die große Masse der National-
liberalen sich mit gleicher Schärfe wie am 22. April dem
Antrage der Regierung entgegen warf. Den Ausschlag für
die Gestaltung des schließlichen Ergebnisses gab einer ihrer
Führer, welcher den materiellen Inhalt der Vorlage als wohl
begründet anerkannte, jedoch überhaupt das Bedürfniß er-
höhter Staatseinnahmen läugnete. Die Pflicht jeder Volks-
vertretung, sagte Twesten, sei es, vor irgend einer stärkern
Belastung des Volkes entweder den Nachweis des Bedlrk-
Über den damaligen Zustand machte Michaelis folgende An-
gaben: Zoll auf Kaffee per Centner im Zollverein 5, in England
9½⅛ Thlr., auf Thee dgl. 8 Thlr. im Z.-V., 187/ in England, auf
100 Quart Branntwein 13 Thlr. im Z.-V., im Durchschnitt 86 in Eng-
land, auf Wein dgl. 6 Thlr. im Z.-V., 8 /8 in England, auf Bier dgl.
1 1¼/ Thlr. im Z.-V., 4½ in England, auf Tabak per Centner 4 Thlr.
im 3.-V., 116—129 Thlr. in England. Die Einnahme des Staats
vom Tabak betrug 1865 in Frankreich 233 Mill. Frcs., im Zollverein
2,7 Mill. Thlr. oder 10 Mill. Frcs. Nach den damaligen Durchschnitts-
wertheu war im Zollverein der Rohrzucker mit einem Eingangszoll
von 55 Procent des Werths belastet, der Kaffee von 22, der Reis
von 25, Kakao von 33 Procent. Dagegen der Tabak von 18,2 Pro-
cent. Als hätte der Gesetzgeber das Volk verführen wollen, lieber
Tabak als Nahrungsmittel zu kaufen.